Eclipsed- Rock, die größen Rock-Acts

Eclipsed-Rock 3 Bände Bd1+2 je 29.95€ Bd 3 32.95€ Sysyphos-Verlag

Rezension von Frank Rüb, Mainz

Die Mitarbeiter der Zeitschrift „Eclipsed“, spezialisiert auf Anspruchsvolles aller Art mit Schwerpunkt Progressive Rock, haben mittlerweile drei prächtig gestaltete Bände vorgelegt. Sie enthalten jeweils 20 Rock-Acts im Check, inklusive Line-Up, Output, Artwork und XXL-Review der Top-Alben. Große Teile der Bücher sind übrigens auf deutsch geschrieben, selbst die Rubrik für Insider, pardon: Eingeweihte, heißt schlicht „Gut zu wissen“. Der englischen Sprache mächtige Leser ahnen schon, daß das Gesamtwerk von 60 Gruppen lückenlos vorgestellt, besprochen und benotet wird. Die komplette LP wird nach fünf Kategorien von „Kaufrausch“ bis „Fehlkauf“ bewertet, die einzelnen Stücke bekommen bis zu zehn Punkte in Form von roten Kästchen. Nach Aussage der Redaktion wurde nächtelang um jede Note gerungen und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Keine unmotivierte Klassikerkritik, keine Originalitätssucht. Es macht Spaß ins Detail zu gehen, z.B. auf Suche nach reinem Rot bei einer ganzen Scheibe. Entdeckerfreude stellt sich ein bei „Close to the edge“ und „Thick as a brick“ (das muß hier am Titelstück liegen).

Kurzer subjektiver Einwand: Die King Crimson-Ära 69-74 kommt nicht angemessen weg, mindestens „Larks' tongues in aspic“ ist ein klarer „Kaufrausch“ und sonst gar nichts. Einwand objektiver Art: Hut ab vor „Paint it black“ und mehr noch „100 Years ago“, aber nicht mal beide zusammen sind besser als „Sympathy for the devil“. Kurios die Punktabzüge bei Neil Young wegen Patriotismus und das ständige Fehlen des Namens von Rick Wright. Sollte Roger Waters beim Druck die Finger im Spiel gehabt haben? Eine falsch berechnete LP-Spieldauer habe ich gefunden, wer's rauskriegt darf sich beim nächsten Klangstudio-Sommerfest eine Flasche Sekt mitnehmen.

Absolute Hochform erreichen die Herausgeber, wenn nicht mehr Zahlen und Figuren sind Schlüssel aller Kreaturen (Novalis). Die Platten werden mit literarischer und musikalischer Kompetenz beschrieben, Textvorlagen von Hesse, Huxley, Heidegger bleiben nicht verborgen, ebenso wenig schräge Rhythmen und komplexe Instrumentierungen. Die Bildauswahl lädt zum nostalgischen Durchblättern ein, die Musikerzitate zum Schmunzeln: Gewaltandrohung bei den Friedensfürsten von „Yes“ während Sting über die harmonische Studio-Atmosphäre bei Dire Straits verwundert ist u.v.m. Eine Fundgrube sind die jede LP begleitenden Pressestimmen. Nicht jeder Meilenstein wurde bei Erscheinen als solcher wahrgenommen und der Einfallsreichtum der Musik-Magazine ist beachtlich: Energieverschwendungsvorwürfe bei ELP, Van der Graaf Generator bringen Sherlock Holmes ins Grübeln, Rael urteilt enthusiastisch über das Solodebüt seines Schöpfers.

Gesamturteil: Ein Must-Have!